Wer denkt eigentlich an den Natur- und Landschaftsschutz?

Mrz 13, 2024 | Landespolitik, MFG Oberösterreich

13 Hektar Ackerland im Linzer Süden – das entspricht einer Fläche von 16 Fußballfeldern – sollen zu einer riesigen Photovoltaik-Anlage umgewandelt werden: Was als ein zukunftsweisendes Projekt in Sachen Energiewende verkauft wird, ist in Wirklichkeit genau das Gegenteil: „Statt auf bereits versiegelte Flächen zurückzugreifen, wird noch mehr Grün- und Ackerland zu Hitzeinseln umfunktioniert, das ist der komplett falsche Weg“, sagt LAbg. Joachim Aigner, MFG-Österreich Bundesparteiobmann. „Unverbaute Gebiete müssen geschützt werden, es gibt mehr als genug Flächen, die sich besser für PV-Anlagen eignen als landwirtschaftliches Ackerland.“  

Kritik an der Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für PV-Anlagen

Ein privater Grundstückseigentümer möchte auf einem 13 Hektar großen Feld im Linzer Süden eine gewaltige PV-Anlage errichten. Für die Landwirtshaft ist dieses Areal dann jedoch unwiederbringlich verloren. Das Nutzen von landwirtschaftlicher Fläche und Grünland ist der einfachste und billigste Weg, aber auch der „menschenfeindlichste“. Denn trotz der Beteuerungen, dass unter solchen Anlagen auch Pflanzen wachsen können und ein gewisses Maß an „Biodiversität“ möglich sei: Diese gewaltigen PV-Felder im Grünen haben nichts mit Bio, Natur, oder Umweltschutz zu tun.

Ein Punkt, der gegen große PV-Flächen spricht, ist, dass das Umgebungsklima durch die schwarzen Photovoltaik-Platten aufgeheizt wird. Durch diesen sogenannten „Heat Island Effect“ entstehen lokale Hitzeinseln. „Viel heiße Luft, um mit alternativer Energiegewinnung die Erde abzukühlen – das klingt genauso absurd, wie die Idee auch tatsächlich ist“, bringt es Joachim Aigner auf den Punkt.

„PV-Anlagen und Windraftwerke gehören dorthin, wo sie am wenigsten Schaden anrichten, nur dann machen sie Sinn. Wir haben hier eine enorme Verantwortung an die nächsten Generationen, auch die Natur zu erhalten.“

LAbg. Joachim Aigner, MFG-Österreich Bundesparteiobmann

Ein Park, Grünland oder Selbstversorger-Gärten als Alternative

Am Zug ist jetzt der Linzer Gemeinderat, der die Umwidmung der betreffenden Fläche beschließen muss. Joachim Aigner: „Vor einigen Jahrzehnten war das hier alles noch herrlicher Auwald. Warum ist es so denkunmöglich, dieses Gebiet, wenn man es aktuell nicht mehr landwirtschaftlich nutzen will, wieder zu echtem Grünland zu machen oder einen Park zu errichten?“ Wobei es in Wahrheit sehr kurzsichtig erscheint, ballungsraumnahe Ackerflächen aufzugeben: Der Trend zum Selbstversorgen und Garteln wird immer größer und wichtiger. Aufgrund der Nähe zu großen Wohnsiedlungen wäre es auch eine spannende Alternative, hier Gärten zum Selbstanbau zu schaffen.

Die Balance zwischen Schaden und Nutzen von PV-Anlagen

Unbestritten ist: Sonnenenergie und PV-Anlagen sind grundsätzlich der richtige Ansatz. Aber wenn das Ganze zulasten der Natur geht, beißt sich der Hund in den Schwanz. Das gilt beispielsweise auch für in unberührten Wäldern errichtete Windkraftanlagen: „Diese Dinger gehören dorthin, wo sie am wenigsten Schaden anrichten, nur dann machen sie Sinn“, sagt LAbg. Manuel Krautgartner, MFG-OÖ Klubob-mann. Im konkreten Fall ist zudem anzunehmen, dass ein Grundbesitzer sein Ackerland zu Geld ma-chen will:

„Eine Umwidmung in Bauland würde zurecht einen medialen Aufschrei mit sich bringen, aber wenn man die Fläche mit PV-Modulen zubaut, jubeln alle. Gilt dann das Argument des Landschafts- und Umweltschutzes nicht mehr?“

LAbg. Manuel Krautgartner, MFG-OÖ Klubobmann

Sinnvolle Nutzung versiegelter Flächen für PV-Anlagen

Die Festlegung in der Oö. Photovoltaik-Strategie 2030, dass vorrangig Gebäudeflächen, Deponieflä-chen, Parkplätze einschließlich Großparklätze, Verkehrsrandflächen sowie Straßen- und Schienenver-kehrsanlagen zum Zweck der Errichtung von PV-Anlagen genutzt werden sollen, macht Sinn. Denn dieser Ansatz schont nicht nur wertvolle Naturflächen, da kein einziger zusätzlicher Quadratmeter ver-siegelt werden müsste, sondern ist auch ressourcenschonend.

Von der Versiegelung von Grünflächen ist dagegen in der PV-Strategie überhaupt keine Rede. „Wenn der Linzer Stadtpolitik etwas an Natur- und Landschaftsschutz liegt, darf die Umwidmung im Gemeinderat nicht durchgehen. In Oberösterreich gibt es genug versiegelte Flächen, es grenzt an Irrsinn, Grünflächen mit PV-Anlagen zuzupflastern“, so Manuel Krautgartner.

Absurde Politik der „Klimahauptstadt“ Linz

Erschreckend ist, dass die Linzer Stadtpolitik dieses Projekt beklatscht und bejubelt: Linz nennt sich bekanntlich selbst immer wieder „Klimahauptstadt“, gleichzeitig gibt es jährlich mehr Anschläge aufs Grünland, als man an zwei Händen abzählen kann. Im Gegenzug ist die Stadt säumig, was den Bau von PV-Anlagen auf stadteigenen Gebäuden betrifft: Das im Vorjahr eröffnete Donauparkstadion etwa hat kein einziges PV-Modul auf seinem etwa 6.000 Quadratmeter großen Dach, ebensowenig die Eishalle oder die neue Tiefkühlhalle am Hafen, von den dutzenden Lagerhallen- und Betrieben quer durch die Stadt ganz zu schweigen.

Joachim Aigner: „Hier würden große PV-Anlagen Sinn und auch keinerlei Eingriffe in die Natur erforderlich machen. Eine Energiewende, die zulasten der Natur geht, ist nichts wert. Erst, wenn alle Möglichkeiten auf bereits versiegelten Flächen ausgeschöpft sind, kann man als Ultima Ratio an die Nutzung von landwirtschaftlich genutzten oder Grünflächen denken.“

Unterstütze uns: Werde jetzt Mitglied!