MFG kritisiert: Die Gesundheits-Prävention bleibt weiter ein Stiefkind

Aug 14, 2024 | Gesundheitspolitik

Österreichs größter Betreiber von Shoppingcentern, die Spar European Shopping Centers mit 16 Standorten in Österreich, will laut Medienberichten die regionale Gesundheitsversorgung stärken. In den Einkaufszentren sollen “Gesundheitsparks” mit Therapeuten, Ärzten und Apothekern entstehen. Mit an Bord ist bei dem Projekt auch die Vinzenz-Gruppe, die mehrere Krankenhäuser betreibt. „Grundsätzlich eine gute Idee“, befindet LAbg. Dagmar Häusler, BSc., MFG-Österreich Bundesparteiobmann Stv. Sie will aber auch den Handel stärker in die Pflicht nehmen: „In Sachen Prävention tut sich einmal mehr gar nichts. Im Erdgeschoß einkaufen und einen Stock darüber die Folgen ungesunder Ernährung therapieren lassen, ist zu wenig – und außerdem fast schon absurd, wenn man sich quasi gegenseitig die ‚Stammkunden‘ zuspielt“, so Häusler, die auch gleich konkrete Ideen nennt, wie man den Handel als Präventions-Tool nutzen könnte.

Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen steht rund ein Drittel der Todesfälle mit falscher Ernährung in Zusammenhang. „Ungesundes Essen ist weltweit der größte Killer, das haben bereits unzählige Studien bewiesen. Über 20 Prozent aller Todesfälle gehen auf Ernährungsfehler zurück“, so Dagmar Häusler. Dass man künftig in Einkaufszentren parallel zum Einkauf von (oft ungesunden) Lebensmitteln gleich auch den Arzt aufsuchen kann, ist grundsätzlich eine gute Idee, auch wenn diese nicht neu ist. Die Handelskette SPAR will jedoch laut Medienberichten die leicht erreichbaren sogenannten „1A-Lagen“ nicht dafür verwenden – das zeigt gleichzeitig die Halbherzigkeit des Vorhabens. „Das Kalkül ist klar: Man will schlecht laufende Supermärkte mit zusätzlicher Kundenfrequenz aufpeppen, das vorgeschobene Thema Gesundheit rückt da schnell wieder in den Hintergrund, wenn nur die schlecht erreichbaren Einkaufszentren dafür vorgesehen sind“, so Dagmar Häusler.

„Im Erdgeschoss liter- und kiloweise Süßigkeiten, Alkohol und andere ungesunde Produkte anzubieten und einen Stock darüber im Ärztezentrum die Folgen dieser ungesunden Ernährung zu behandeln, entbehrt nicht einer gewissen Absurdität.“
LAbg. Dagmar Häusler, BSc., MFG-Österreich Bundesparteiobmann Stv.

Was Dagmar Häusler ganz besonders sauer aufstößt: Das Thema Prävention wird einmal mehr ausgeblendet, gerade eine große Handelskette wie SPAR könnte, ja müsste sich da mehr engagieren. „Im Erdgeschoss liter- und tonnenweise Süßigkeiten, Alkohol und andere ungesunde Produkte anzubieten und einen Stock darüber im Ärztezentrum die Folgen dieser ungesunden Ernährung zu behandeln, entbehrt nicht einer gewissen Absurdität“, schüttelt Dagmar Häusler den Kopf.

Die Wahrheit ist: Der Handel tut leider immer noch alles, um die Menschen mit billigen und in der Regel ungesunden Lebensmitteln vollzupumpen und sorgt so für die entsprechende Frequenz in den Ärztezentren. In Sachen Kennzeichnung von ungesunden, problematischen und de facto giftigen Lebensmitteln tut sich in Österreich bislang wenig bis gar nichts – und das, obwohl viele Erkrankungen auf eine falsche Ernährung zurückzuführen sind.

Das Thema Prävention bleibt das große Stiefkind in Österreich. Nicht seit Jahren versprochene Maßnahmen und Projekte stehen im Mittelpunkt, sondern Impfungen, Produkte oder medizinische Intervention. Die wenigen gutgemeinten Projekte wie ‚Gesunde Gemeinde‘, ‚Gesunder Kindergarten‘, ‚Gesunde Krabbelstube‘ und andere verpuffen mehr oder weniger wirkungslos. Hier wären eigentlich die Handelsketten ganz besonders gefordert, mehr zu sensibilisieren.

Könnte man die Impulskäufe von Süßwaren und Alkohol im Kassenbereich von Supermärkten vermeiden oder stark reduzieren, wäre schon einiges erreicht.“
LAbg. Dagmar Häusler, BSc., MFG-Österreich Bundesparteiobmann Stv.

 

Einfache Maßnahmen im Supermarkt würden schon helfen

Der Kassenbereich etwa verführt ganz besonders zum Spontankauf – das wissen die Handelsketten natürlich. In Deutschland lehnen drei Viertel der Bürger die Platzierung von Alkohol und Süßwaren in der Kassenzone von Supermärkten ab – das zeigte Ende 2023 eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Kantar im Auftrag des Deutschen Krebsforschungszentrums. In Österreich dürften die Werte wohl ähnlich hoch sein. Dagmar Häusler: „Das beginnt schon bei den endlosen Süßwaren-Regalen im Kassenbereich. Mit einfachen Maßnahmen seitens des Handels – zum Beispiel im Umkreis von 5 Metern zur Kassa keine Süßwaren – oder auch einem entsprechenden „Gentlemen’s Agreement“ der Handelsketten untereinander ließe sich das problemlos reparieren. Könnte man diese Impulskäufe von Süßwaren und Alkohol vermeiden oder stark reduzieren, wäre schon einiges erreicht.“

Auch die Regale mit den kühlen Getränken im Kassenbereich sind ein Problem. Dagmar Häusler: „Ich lade jeden ein, diese Kühltheken einmal genauer zu inspizieren. Die besten Plätze dort werden von diversen Biermarken, Coca-Cola, Eistees und Energy-Drinks dominiert. Würde bei den Kühltheken an der Kassa nur Gesundes wie gespritzte Säfte, Tees oder Mineralwasser angeboten werden (alles andere hingegen nur aus dem ungekühlten Regal), wäre das ein weiterer, sehr einfacher aber umso effizienterer Schritt, die Kunden von diesen enormen Zuckerbomben zu entwöhnen. Wasser & Co. sind zudem ohnehin ein weit besserer Durstlöscher.“

 

Aufklärung und Selbstverantwortung als Schlüssel zur Gesundheit: Prävention statt Reparaturmedizin

Das Wichtigste dabei bleibt jedoch, die Prävention zu fördern – und das gelingt am besten durch Aufklärung. Die Menschen müssen umfassend informiert und ermächtigt werden, selbst für ihre Gesundheit zu sorgen und gute Entscheidungen zu treffen, etwa beim Lebensmittelkauf oder im Umgang mit Alkohol und Tabak. Das wäre auch Aufgabe der Politik. Dagmar Häusler: „Ein gesunder Lebensstil, der ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und das Vermeiden von Risikofaktoren wie Rauchen und übermäßigem Alkoholkonsum umfasst, ist der Schlüssel zu einem langen und gesunden Leben. Wir müssen weg von einem Krankheits- und hin zu einem echten Gesundheitssystem. Wenn die Menschen durch diese Aufklärung verstärkt ungesunde Produkte meiden, wird auch der Handel zwangsläufig darauf reagieren – das Prinzip von Angebot und Nachfrage greift hier.“ Für die MFG ist klar: Nur durch eine ernsthafte Förderung der Prävention und eine umfassende Aufklärung kann ein Gesundheitssystem geschaffen werden, das die Menschen stärkt und den Handel dazu bewegt, gesunde Entscheidungen zu unterstützen – ganz ohne Zwang, sondern durch bewusste Wahl und Eigenverantwortung

 

Rückfragehinweis:

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