„Am Anfang allem Lebendigen, allem Wandlungsfähigen, aller Vielfalt, allem Humanen und auch jeder großen Innovation und Leistung war und ist die selbstbestimmte, wertgeschätzte und in der Mitte der Gesellschaft stehende Familie. Am Anfang ist eine echte und glückliche Kindheit.“ (Hüter, 2020, S. 378)
Die häufigste Familienform am Beginn des 21. Jahrhunderts ist die Paar-Familie. In der politischen und rechtlichen Praxis ist sie benachteiligt. Es herrscht eine Familien-Trennungs-Politik, deren Folgen gravierend sind. Ein bewusster Krieg von Müttern (und Behörden) gegen Väter um das Kind sind die Folge. Nicht nur für die Psyche des Kindes ist dies fatal, sondern für die gesamte Gesellschaft. Jahrelange gerichtliche Obsorge-, Besuchsrechts- und Unterhaltsverfahren führen zu traumatisierten Kindern, die häufig staatliche Therapiemaßnahmen benötigen. Therapeuten, Jugendwohlfahrtsmitarbeiter, Kinderanwälte und Familienrichter leisten ihren Beitrag um Kinder aufzufangen. (vgl. Hüter, 2020, S. 50 f.)
Hingegen hat die Familie in Skandinavien einen höheren Wert. Dort gibt es auch keine Kindergartenpflicht. Gleichzeitig zu Kindergarten und Krippe wird die Familie politisch gefördert. Hier geht es um echte Wahlfreiheit, ob ein Kind in der Familie oder in Kindergarten oder Krippe betreut wird. (vgl. Hüter, 2020, S. 56)
Seit Jahrzehnten wird die Familie geschwächt. Zudem werden seit etwa 3 Jahrzehnten zu wenige Kinder geboren, um eine ausgeglichene Bevölkerungsentwicklung zu gewährleisten. Der Begriff Kinderarmut umfasst gleich 2 Hauptprobleme unserer Gesellschaft. Entsprechend einem Bericht in der Tageszeitung Kurier vom Februar 2015 sind in Österreich derzeit 313.000 Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren armutsgefährdet. Dazu kommt, dass im wohlhabenden Österreich zusammen mit Deutschland die wenigsten Kinder geboren werden. (vgl. Hüter, 2020, S. 233)
Die Reform des Kinderbetreuungsgeldes hatte ein ökonomisches Ziel, nämlich die Eltern zu veranlassen, möglichst rasch nach der Geburt arbeiten zu gehen. Die Frage nach ausreichend Voll- oder Teilzeitarbeit blieb unberücksichtigt. Eine Kindergruppe von einer staatlichen Betreuungsperson zu versorgen, ist kostengünstiger, als diese von den Eltern betreuen zu lassen. Spätestens nach Ende des Kinderbetreuungsgeldes (in der Dauer wählbar) stehen immer mehr Eltern vor der Frage, wohin mit dem Kind. Für das Kind bedeutet das der Beginn eines Hin- und Herschiebens zwischen Mutter, Vater, Tagesmutter, Krippe, Kindergarten und Großeltern. Für Kinder im Alter zwischen 1,5 und 3 Jahren zeigt sich das als irritierend mit Konsequenzen für die weitere Kindheit. (vgl. Hüter, 2020, S. 61 f.)
Über die Jahre wurde viel investiert in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen. Viele Kinder verbringen beinahe ihre gesamte Kindheit und bis zu 40 Stunden in außerfamiliären Einrichtungen.
Von besonderer Bedeutung ist eine breite Diskussion über die Qualität der Betreuung in Kinderkrippe und Kindergarten. Eine Qualitätssteigerung in Ganztagsschulen und der Nachmittagsbetreuung in Kindergarten/Krippe sehen wir als dringend. Wir fordern eine Diskussion über die maximale Gruppengröße und die Ausbildung von Erzieherinnen und Pädagoginnen.
Es bedarf einer Förderung des günstigen Klimas für das Aufwachsen eines Kindes und einer Stärkung der Institution Familie. Gäbe man Eltern echte Wahlfreiheit und ein faires Betreuungsgeld (Mütter- oder Vätergehalt), so würden viele Eltern ihr Kind selbst begleiten.
Viele Kinder wachsen in emotionaler Verarmung auf. Es herrscht ein Mangel an Zeit, Nähe und Zuwendung.
„Die Mehrzahl der Kinder heute sind Waisen mit Eltern.“ (Hüter, 2020, S. 255)
Insbesondere muss großes Augenmerk auf die veränderten Umstände des Aufwachsens heute gelegt werden. So wachsen viele Kinder in neuen Familienformen auf, agieren als pflegende Angehörige oder erleben Gewalt oder sind Mobbingopfer.
„Kinder haben im Gegensatz zu früheren Zeiten erhebliche Probleme im Bereich motorischer Kompetenzen und Störungen der Basissinne.“ (Hüter, 2020, S. 20)
Dazu kommt das Problem der Sprachverarmung wie Rechtschreibprobleme, Schwächen bei der Satzbildung und Ähnliches. Weiters steigt die Zahl der übergewichtigen Kinder in Österreich stetig an. Magersucht und Schlafstörungen betreffen vor allem Mädchen. (vgl. Hüter, 2020)
Kinder sind einerseits aktive, andererseits sehr verletzliche Gesellschaftsmitglieder. Es ist unumgänglich, Kindern ein geschütztes Dasein zu ermöglichen, in dem sie gut versorgt sind um auf das Erwachsenenleben vorbereitet zu werden.
„Der Wandel, den die Eltern erleben, prägt und bestimmt den Lebensraum „Familie“ in entscheidender Weise. Kinder sind Partner in dieser Situation des Wandels.“ (Krappmann & u.a., 1995, S. 190)